Infektionen und Impfungen

Die wichtigsten Erreger von Infektionskrankheiten sind Viren und Bakterien.
Eine Ansteckung des Vierbeiners kann auf direktem Weg (z. B. gegenseitiges Beschnuppern, Belecken, kämpferische Auseinandersetzung) oder indirektem (z. B. Schnüffeln an Ausscheidungen kranker Artgenossen, Übertragung des Erregers durch Hände der Bezugsperson, Schuhwerk oder Gebrauchsgegenstände wie Futterschüsseln, Katzentoiletten etc.) erfolgen. Nicht nur erkrankte Tiere tragen zur Verbreitung der Infektionskrankheiten bei. Auch gesund erscheinende Hunde und Katzen können die Erreger beherbergen und ausscheiden, ohne dabei selbst zu erkranken. Schutzimpfungen bieten einen wirksamen Schutz gegen die zum Teil tödlich verlaufenden Infektionskrankheiten.

Impfempfehlung Hund der Ständigen Impfkommission Vet. für Hunde

Stand 3.3.2017

Core Komponenten gegen Parvovirose, Staupe, Leptospirose, (Tollwut)1 und (Hepatitis contagiosa canis)2

Grundimmunisierung

Als Grundimmunisierung der Welpen gelten alle Impfungen in den ersten beiden Lebensjahren3

Gegen diese Infektionen sollten Hunde immer geschützt sein:

Ansteckende Leberentzündung (HCC), Leptospirose, Parvovirose, Staupe, (Tollwut)1

Als Grundimmunisierungen von Welpen gelten alle Impfungen in den ersten beiden Lebensjahren2

Im Alter von

8 Lebenswochen:

12 Lebenswochen:

16 Lebenswochen:

15 Lebensmonaten:

Parvovirose4, Staupe, Leptospirose5, (HCC)

Parvovirose, Staupe, Leptospirose, (HCC), (Tollwut)

Parvovirose, Staupe, (HCC)

Parvovirose, Staupe, Leptospirose, (HCC), (ggf. Tollwut6)

Maternale Antikörper können durch Neutralisierung des verabreichten Antigens (Vakzine) den Erfolg der Impfung empfindlich stören. Je höher die Spiegel dieser Antikörper sind, je länger dauert es bis sie abgebaut sind und umso länger ist die Periode, in der sie eine erfolgreiche Impfung verhindern. Da die Höhe dieser Antikörperspiegel in der Regel unbekannt ist, versucht man durch zusätzliche Impfungen während der kritischen Periode den optimalen Zeitpunkt zu treffen und den Impfling zu schützen.

Bei Hunden ab 16 Lebenswochen sind keine maternalen Antikörper mehr zu erwarten. Deswegen ist eine einmalige Impfung bei Verwendung von Lebendimpfstoffen oder eine zweimalige Impfung bei inaktivierten Impfstoffen im Abstand von 3–4 Wochen ausreichend. Sowohl bei Lebend- wie auch bei den Inaktivatimpfstoffen schließt eine weitere Impfung ein Jahr nach der ersten Immunisierung die erfolgreiche Grundimmunisierung ab.

1 Gegen Tollwut geimpfte Tiere sind nach der Tollwutverordnung bei Kontakt mit seuchenverdächtigen Tieren bessergestellt (Details s. Fachinformationen und Tollwut-VO).

2 Die konsequente Impfung gegen Hepatitis contagiosa canis (HCC), verursacht durch canines Adenovirus Typ 1 (CAV-1), hat dazu geführt, dass diese Erkrankung in der westeuropäischen Hundepopulation nur noch sehr selten beobachtet wird. Eine Umfrage in Untersuchungslaboren ergab, dass der Erreger nur sporadisch nachgewiesen werden konnte. Die auf dem Markt verfügbaren Impfstoffe enthalten als Impfvirus CAV-2, welches aufgrund seiner antigenetischen Verwandtschaft eine Kreuzimmunität gegenüber CAV-1 induziert. Eine ausreichende Schutzwirkung gegen HCC ist zu erwarten. CAV-2 selbst ist als Krankheitserreger hauptsächlich dem Zwingerhustenkomplex zuzuordnen. CAV-2 kann post vacc. ausgeschieden und auch auf nicht geimpfte Tiere übertragen werden, allerdings ohne klinische Veränderungen zu verursachen. (s. Gebrauchsinformation).

3 Die Definition „Grundimmunisierung“ im Sinne der Leitlinie zur Impfung von Kleintieren weicht z. T. von der Produktliteratur ab.

4 In gefährdeten Beständen ist eine zusätzliche Impfung im Alter von 6 Wochen empfehlenswert. Die weitere Impfempfehlung wird dadurch nicht verändert.

5 Es ist nicht davon auszugehen, dass maternale Antikörper die Effizienz der Immunisierung gegen Leptospirose maßgeblich beeinträchtigen. Deswegen wird eine zweimalige Immunisierung mit 8 und 12 Lebenswochen als ausreichend erachtet.

6 Für einige Tollwutimpfstoffe wird in den Gebrauchsinformationen eine zweite Immunisierung mit 15 Lebensmonaten empfohlen.

Wiederholungsimpfungen

Wiederholungsimpfungen sind alle Impfungen, die nach abgeschlossener Grundimmunisierung erfolgen.

Tollwut

Die Tollwut wird durch ein weltweit verbreitetes Virus hervorgerufen und verläuft immer tödlich.
Empfänglich sind alle warmblütigen Tierarten, Vögel und auch der Mensch. Die Infektion erfolgt in der Regel durch den virushaltigen Speichel beim Biss eines erkrankten Tieres (in Deutschland vor allem des Fuchses), eine Ansteckung über Hautwunden ist jedoch ebenfalls möglich. Da auch der Mensch gefährdet ist, gelten für die Tollwut in Deutschland rechtliche Bestimmungen (Tollwutverordnung). Für ungeimpfte Hunde kann die Behörde schon bei Verdacht einer Ansteckung, zum Beispiel nach Kontakt mit einem Fuchs in einem tollwutverseuchten Gebiet, die sofortige Tötung anordnen. Ein an Tollwut erkrankter Hund ist übererregt, äußerst aggressiv und bissig („rasende Wut“). Später stellen sich Lähmungen ein, die zu heiserem Bellen, Schluckstörungen (starkes Speicheln, Schaum vor dem Maul) und Heraushängen der Zunge führen. Durch Lähmung der Hinterbeine kommt es zum Festliegen. Die Phase der „rasenden Wut“ kann aber auch fehlen und die Tollwut beginnt mit den Lähmungserscheinungen („stille Wut“).

Staupe

Die Staupe als die wohl bekannteste Viruserkrankung des Hundes, zeigt ein vielgestaltiges Krankheitsbild. Nach den Erstsymptomen hohes Fieber, Fressunlust und Mattigkeit entwickeln sich verschiedene Formen, die oft ineinander übergehen: die Lungenform (Husten, Atembeschwerden), die Magen-Darm-Form (Erbrechen, Durchfall), die nervöse Form (Bewegungsstörungen, Lähmungen, Krämpfe), die Hautform (blasiger Hautausschlag) und die Hartballenkrankheit (übermäßige Verhornung der Sohlenballen und des Nasenspiegels). Dauerhafte Schäden bei Überleben der Krankheit sind das sogenannte Staupegebiss (Defekte des Zahnschmelzes bei Erkrankung im Alter des Zahnwechsels), Verhaltensstörungen und Epilepsie. In den letzten Jahren wurde die Staupe wieder zunehmend beobachtet.

HCC

HCC = Ansteckende Leberentzündung
Auch die ansteckende Leberentzündung wird durch ein Virus hervorgerufen. Ihr Verlauf ist bei jungen Hunden meist schwerer als bei älteren Tieren. Welpen sterben mitunter plötzlich, ohne vorher Symptome aufgewiesen zu haben. Bei langsamerem Verlauf ähnelt die Krankheit der Staupe. Zusätzlich zeigen die Hunde häufig eine deutliche Schmerzhaftigkeit im Bauchbereich und Schleimhautblutungen. Zu den Spätschäden zählen Trübungen der Hornhaut des Auges, zum Teil Erblindung.

Parovirose

Das Krankheitsbild der Parvovirose ist je nach Alter des Hundes unterschiedlich ausgeprägt. Welpen unter drei Monaten sterben oft plötzlich ohne weitere Symptome aufgrund einer Herzmuskelentzündung. Ältere Hunde dagegen zeigen eine schwere Magen-Darm-Entzündung mit Fieber, starkem Erbrechen und massivem, meist blutig werdendem Durchfall. Für junge Hunde endet auch diese Verlaufsform häufig tödlich.

Leptospirose

Erreger der Leptospirose, auch Stuttgarter Hundeseuche oder Weil’sche Krankheit genannt, sind im Wasser lebende Bakterien (Leptospiren). Sie dringen über Haut und Schleimhäute in den Körper ein und erreichen über das Blut nahezu alle Organe. Die klinischen Symptome sind entsprechend vielfältig: Fieber, Erbrechen, Durchfall, geschwürige Veränderungen der Maulschleimhaut, Schwäche, Gelbsucht durch Leberschädigung, verminderte Harnausscheidung durch Nierenschädigung, Atembeschwerden, Lähmungserscheinungen. Menschen können sich anstecken, wenn der Urin infizierter Hunde auf Schleimhäute oder Hautwunden gelangt.

In einem höheren Alter vorgestellte Tiere erhalten ihre Impfungen in denselben Abständen. Ab einem Alter von 16 Lebenswochen ist eine einmalige Impfung bei Verwendung von Lebendimpfstoffen und eine zweimalige Impfung bei inaktivierten Impfstoffen im Abstand von 3 – 4 Wochen, gefolgt von einer weiteren Impfung nach 1 Jahr, für eine erfolgreiche Grundimmunisierung ausreichend.


Wiederholungsimpfungen

Wiederholungsimpfungen sind alle Impfungen, die nach abgeschlossener Grundimmunisierung erfolgen.


Tollwut:

In Deutschland gelten seit Änderung der Tollwutverordnung v. 20.12.2005 die in den Packungsbeilagen der Impfstoffe genannten Wiederholungsimpftermine.


Staupe, HCC, Parvovirose:

Wiederholungsimpfungen ab dem 2. Lebensjahr in dreijährigem Rhythmus sind nach derzeitigen wissenschaftlichen Erkenntnissen ausreichend.

Leptospirose:

Jährliche Wiederholungsimpfungen (in Endemiegebieten häufiger) sind zu empfehlen.


Impfungen gegen diese Infektionen empfiehlt der Tierarzt individuell – je nach Lebensumständen des Tieres und/oder aktueller Seuchenlage:

– Borreliose

– Leishmaniose

– Pilzinfektionen

– Zwingerhusten


1 Gegen Tollwut geimpfte Tiere sind gemäß der derzeit gültigen Tollwutverordnung (Tollwut-VO) nach Kontakt mit einem an Tollwut erkrankten Tier besser gestellt als nicht geimpfte Tiere.

2 Definition im Sinne der Leitlinie für die Impfung von Kleintieren; weicht z. T. von der Produktliteratur ab.

3 In gefährdeten Beständen ist eine zusätzliche Impfung im Alter von 6 Wochen empfehlenswert. Die weitere Impfempfehlung wird dadurch nicht verändert.

4 Die im Alter von 16 Lebenswochen empfohlene zweite Impfung geht über die gesetzliche Anforderung hinaus, ist aber aus immunologischen Aspekten sinnvoll.


Quelle: Bundesverband Praktizierender Tierärzte e.V.